"Vorgeschichtliches" zum Inzersdorfer Schulwesen
Aus der Festschrift „60 Jahre Inzersdorf“:
„Wie erst kürzlich wiederentdeckte Unterlagen des Pfarramtes Kirchdorf im Stift Schlierbach beweisen, wurde im Gebiet unserer heutigen Gemeinde bereits vor 300 Jahren (!) Schulbetrieb gehalten. Die beurkundeten Personenstandsfälle der Schulmeister sagen aus, dass im Februar 1686 ein "Schuelmaister zu Inzersdorf" heiratete und somit schon eine Schule bestanden haben musste. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird heute angenommen, dass ca. ab 1685 für ca. 100 Jahre in Inzersdorf ununterbrochen Schule gehalten wurde.
Das Schulhaus war aber nicht im Ort, sondern in der Ortschaft Krems, damals "zur Miedern Crembs" genannt (im Unterschied zur "Obern Crembs", dem heutigen Heiligenkreuz in Micheldorf). Das "Schulhäusl", wie es später noch jahrhundertelang hieß, stand an Stelle des heutigen Hauses Inzersdorf 101 (Kolb) und war eine Sölde vom Mayr zu Krems. Es dürfte während der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verfallen sein und ist nicht mehr mit dem heute an dieser Stelle befindlichen Haus identisch.
Folgende "Schulhalter" dieser Schule sind urkundlich erwähnt:
Stefan Grienwalt ca.1685 1692
Wolf (Hoch)Kogler ca.1693-1697
Hans Andre Strasser ca. 1697-1724
Hans Georg Lasser ca. 1724-1734
Ignaz Finckh ca. 1734-1741
Johann Hauser ca. 1741-1751
Gottlieb Koller ca.1752-1765
Theophil Koller 1765-ca.l785
Die angeführten Dienstzeiten der Schulmeister sind teils direkt aus den Beurkundungen ersichtlich, zum Teil mit großer Wahrscheinlichkeit durch beurkundete Personenstandsfälle rekonstruierbar. Diese Schule war keine "Winkel"- oder Privatschule, sondern eine öffentliche und amtlich Anerkannte. Dass sie schon vor 300 Jahren eröffnet wurde, ist ein klarer Hinweis auf den Pioniergeist der damals Verantwortlichen, denn die allgemeine Schulpflicht wurde erst 1774, 90 Jahre später, von Kaiserin Maria Theresia eingeführt.
Unterrichtet wurde in dieser Schule in einem Raum, der zugleich Wohnraum des Schulmeisters war. Der Verdienst war zudem sehr gering, sodass die Schulhalter zum Teil nebenberuflich arbeiten mussten. Fehlendes Geld war wahrscheinlich auch der Grund, dasses nach dem Tod Maria Theresias langsam mit dieser Schule zu Ende ging. Nach einem Visitationsbericht 1780 wurde dem Schulmeister Th. Koller wegen hohen Alters die Lehrbefähigung eingeschränkt; offensichtlich wurde kein Nachfolger bestellt, sodass die Schule in den Folgejahren zu bestehen aufgehört haben muss.
So hat also die heutige Schule zu Inzersdorf eine altehrwürdige Vorgängerin, in der schon vor so vielen Generationen die Inzersdorfer Lesen, Schreiben, Rechnen und die Bibel kennengelernt haben!